Besuch in der nachhaltigen Druckerei Vögeli

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Nicht nur vom Namen passen Buchfink Design und die Druckerei Vögeli wunderbar zusammen, sondern auch von den Werten: Nachhaltigkeit wird auch in Langnau grossgeschrieben. Ich war zu Besuch und durfte mir die Druckerei von innen anschauen.

Renato begrüsst mich und Felix mit seiner ruhigen Art am Empfang. Dort sind Druckprodukte ausgestellt. Unter anderem türmen sich die 17 SDGs in Würfelform.

Das Familienunternehmen wird in der vierten Generation von Renato und Markus Vögeli geleitet. Was einst im Wohnhaus mit 7-8 Mitarbeitenden gestartet hat, umfasst heute ein dreiteiliges Gebäude in Langnau im Emmental. Rund 50 Mitarbeitende, darunter 13 Lernende, sorgen dafür, dass Tag für Tag Flyer, Broschüren, Magazine und Verpackungen durch die Druckmaschinen rattern. Und zwar ohne, dass die Umwelt dabei geschädigt wird. Die weltweit erste Cradle to Cradle Gold zertifizierte Druckerei nutzt umweltverträgliche Farben, hat eine Solaranlage auf dem Dach und sogar Bienen im Garten. Aber ich greife vor.

Cradle to Cradle (C2C)

Falls du noch nie etwas von Cradle to Cradle (C2C) gehört hast, kommt hier eine kleine Erklärung: C2C ist ein Kreislaufwirtschaftsmodell, in welchem kein Abfall entsteht. Jegliche Materialien können wiederverwendet, recycelt oder kompostiert werden. Das kann nur geschehen, wenn die Produkte keine giftigen Stoffe enthalten, damit sie am Zyklusende der Natur zurückgegeben werden können. Im Fall einer Druckerei wird das Altpapier erst einmal recycelt. Wenn die Fasern zu kurz sind (nach ungefähr 7 Recyclingläufen), könnten diese kompostiert werden, sofern sie keine Giftstoffe enthalten. Das heisst, jegliche Leime, Farben und Papiere müssen schadstofffrei sein. Das ist bei der Druckerei Vögeli gegeben.

Digitaldruck für Kleinauflagen

Eine grosse Digitaldruckmaschine steht in einem weissen Raum. Im Hintergrund ist ein Regal mit Schachteln von Papier zu sehen.

Renato führt uns durch die Büros zum Digitaldruck. Dort werden Kleinauflagen gedruckt. Diese im Offset-Verfahren zu drucken wäre viel zu aufwendig und Ressourcenverschwendung. Digitaldruck ist das Verfahren, was auch unsere Heim-Drucker nutzen. Die Farbe wird mithilfe von Lasertechnologie, Ladung und Entladung auf das Papier gedruckt. Die Druckmaschine bei Vögeli ist einfach um einiges grösser.

Daneben steht eine Druckmaschine, die Lacke auf Papier auftragen kann. Dies ist zum Beispiel für Braille-Bücher nötig, damit Erhebungen der Farbe mit den Fingern erkannt werden können. Man sieht, Nachhaltigkeit wird hier nicht nur in der Säule „Ökologie“ gelebt, sondern auch sozial.

Ein kleines Fotostudio für Produktfotografie steht ebenfalls im Raum, allerdings sei es nicht mehr so oft im Einsatz, meint Renato. Eine Kiste mit regionalen Mehlsäcken steht aber schon parat, um für den Kunden optimal abgelichtet zu werden.

Kaizen – sich stetig weiterentwickeln

Ein Board mit der Überschrift "Vogelperspektive" ist schräg fotografiert. Unter Kultur steht Besuch Buchfink Design Michelle Bucher. Das Board steht in der Druckerei Vögeli.

Wir laufen weiter und kommen an dem Board mit „Vogelperspektive“ als Titel vorbei. Renato erklärt uns, dass hier jeden morgen die Leitenden aus den verschiedenen Bereichen zusammenkommen, welche zuerst mit ihrem eigenen Team gesprochen haben, um von den Dingen zu berichten, die gut oder weniger gut liefen. Mit der japanischen Kaizen-Methode wird so stetige Verbesserung und täglicher Austausch praktiziert. Dabei geht es nicht nur um die Qualitätsverbesserung, sondern auch darum, dass „keiner hier die Faust im Sack machen muss“. Dadurch, dass die Abteilungen miteinander im regen Austausch sind, können Probleme, Unzufriedenheiten aber auch positives Feedback angesprochen und weitergeleitet werden. „Innerhalb von 24 Stunden weiss jede:r Mitarbeitende, wenn ein:e Kund:in nicht ganz zufrieden war. So sind sie sensibilisiert, wenn er oder sie wieder bestellt.“, sagt Renato und weist uns den Weg zur Produktionshalle.

Offsetdruck für Grossauflagen

Eine alte Stanzmaschine aus den 60er Jahren steht im Eingangsbereich der Firma Vögeli in Langnau. Sie stanzt gerade ein Papier.

Eine Stanzmaschine, die aussieht, als ob sie ins Museum gehört, heisst uns mit ihrem Rattern willkommen. Langlebigkeit in Action. Zwar gibt es noch eine modernere Stanzmaschine, aber die Heidelberger Maschine, die wahrscheinlich aus den 60er Jahren stammt, scheint noch länger nicht in Pension gehen zu wollen.

Zwei grosse Druckmaschinen drucken daneben nacheinander die CMYK (Cyan, Magenta, Yellow, Key (Schwarz)) Farben auf die Papierbögen. Die Cradle to Cradle zertifizierten Farben kommen in recyclebaren Kartuschen. Renato hofft aber darauf, dass er sie in Zukunft gleich in Fässern einkaufen kann, um noch mehr Verpackung einzusparen. Im Gegensatz zu „herkömmlichen“ Druckfarben, enthalten die Vögeli-Farben keine VOCs (flüchtige Stoffe, die Ozon bilden), keinen Alkohol, keine Schwermetalle, keine sonstigen schädliche Stoffe und keine tierischen Produkte. Auch die Leime und Papiere (welche ebenfalls Leim enthalten), sind schadstofffrei.

Die graue Druckmaschine steht mit vier Druckwerken aneinandergereit da. Sie ist in der Produktionsstätte von Vögeli Druckerei fotografiert worden.

Für jeden Druckauftrag werden die Druckplatten aus Aluminium belichtet. Danach durchläuft das Papier die verschiedenen Druckwerke (falls ich dich hier schon verloren hab, hier gibt es eine einfache Videoerklärung zum Offsetdruck). Die Farbe wird von den verschiedenen Walzen erst auf die Druckplatte, dann auf den Gummituchzylinder übertragen und von da kommt er aufs Papier. Es werden also keine Farben gemischt, sondern anteilig übereinander auf das Papier aufgedruckt, wodurch dann der neue Farbton entsteht. Bis das alles aufeinander abgestimmt ist und die Papierbögen optimal bedruckt werden, fallen rund 100 Bögen an, die dann als Makulatur mit dem Auftrag mitlaufen. Diese werden dann beispielsweise zum Einrichten der Falz-, Stanz- und/oder Klebemaschine genutzt. Danach werden diese Bögen dem Altpapier zugeführt. Das erklärt nun auch, warum auch schon kleinere Auflagen ihren Preis haben und bei einer höheren Auflage der Preis nicht proportional steigt. Sobald die Maschine ins Laufen kommt, läuft sie einfach noch 1-2 Minuten länger für ein paar hundert Flyer mehr.

Wenn der Druckauftrag fertig ist, werden die Druckplatten gegen neue ausgetauscht. Die gebrauchten Aluminiumplatten werden vom Papierlieferanten wieder mitgenommen, auch sie kommen dann ins Recycling und das Material wird wieder verwendet.

Die Druckprodukte kommen nun zu weiteren Stationen. Je nachdem was am Ende dabei herauskommen soll, geht es weiter zum Schneiden, Broschüre heften, Stanzen oder Leimen. So werden rund 20 Druckaufträge pro Tag bearbeitet.

Der Rollenausschnitt einer Leimmaschine aus der Druckerei Vögeli ist fotografiert.

Und was passiert mit dem Altpapier?

Neben fast allen Maschinen steht eine Tonne mit Altpapier. Dieses wird selbstverständlich recycelt. Das Cradle to Cradle zertifizierte Papier wird allerdings im Lager gesammelt. Die Schnittreste und Makulaturbögen werden zu italienischen Designermöbeln weiterverarbeitet. So bleibt es sortenrein und kommt nicht mit dem nicht ganz so schadstofffreien Altpapier in den Kreislauf.

Regenerativ vom Strom bis zur Heizung

Die ganzen Maschinen brauchen natürlich auch einiges an Energie. Renato zeigt uns anhand eines Bildes, wie das Unternehmen versorgt wird. Die gesamte Anlage wird durch regenerativen Strom betrieben. Eine ziemlich grosse Solaranlage schmückt das Dach, allerdings liefert diese nur rund 5-10% des benötigten Stroms. Der Rest wird dazugekauft, natürlich Ökostrom aus Wasserkraft. Ein kleines Wasserkraftwerk, davon träumt Renato noch… wer weiss, was die Zukunft bringt.

Damit es nicht zu feucht oder zu trocken ist zum Drucken, wird die Produktionsstätte klimatisiert. Aber anstatt mit einer „normalen“ Klimaanlage passiert das Ganze mit dem Grundwasser. Dieses wird aus dem Boden hochgepumpt, für die Kühlung genutzt und schlussendlich ein bisschen wärmer wieder zurück in den Boden geleitet. Laut Hersteller, verbraucht man so 96% weniger Energie. Gleichzeitig wird die Abwärme der Druckmaschinen zum Heizen des ganzen Gebäudes genutzt.

Transport: Mit dem Elektroauto oder per Bahn

Ein Transporter der Firma Vögeli ist mit dem Satz "100% elektrisch" versehen. Das Logo ist über den Transporter geklebt, er ist ansonsten weiss.

Am Ende der Produktionsstätte stehen die Druckprodukte in Kartons fertig verpackt parat. Von hier aus werden sie den Kund:innen entweder mit dem Elektro-Firmenwagen zugestellt oder für überregionale Transporte von Planzer zur Bahnstation gefahren und von da aus mit dem Zug weitertransportiert. Einzig der Transport von den Papieren vom Hersteller zur Druckerei ist nicht fossilfrei, wobei die Cradle to Cradle Papiere auch den Transport schon kompensiert haben.

Ein Bienenkasten steht auf Kies, rechts und links davon wächst grüner Bambus. Das ganze steht im Garten der Druckerei VögeliWieder zurück am Empfang bewundern wir den Bienenkasten der im kleinen Garten steht. Der Bambus wächst prächtig, die Bienen fliegen zum Gründach hoch, wo Blumen auf sie warten. Ein ehemaliger Lernender schleudert den firmeneigenen Honig und sorgt sich um die Bienen.

Während Renato meine bestellten Flyer holt, lese ich den Spruch auf dem Teppich. „Dir chöits gsorget gäh“ steht da, mit dem Logo von Vögeli daneben. Hier komm ich mit meinem Luzernerdeutsch auch nicht weiter. Renato lacht und übersetzt: „gsorget gäh“ heisst „es als erledigt betrachten, sich nicht mehr um etwas kümmern müssen“.

Mit einem guten Gefühl meine designten Produkte in den Druck geben, kann ich hier auf jeden Fall. Und so packe ich die Flyer ein und freue mich über das kleine Honigglas, welches mir Renato beim Tschüss-sagen noch in die Hand drückt – natürlich von den eigenen Bienen.

Danke auch an dieser Stelle nochmals für die eindrucksvolle Führung 🙂

 

 

PS: Dieser Artikel ist unbezahlte Werbung für die Druckerei Vögeli. Ich wollte dir einen Einblick geben, wie eine Druckerei im Allgemeinen und eine besonders nachhaltige im Spezifischen funktioniert.

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